Radio Jazz Research Fachtagung
Als Kinder des 20. Jahrhunderts stehen Jazz und Radio seit jeher in engem Austausch. Ohne die Verstärkung durch den Rundfunk hätte der Jazz, dieses Amalgam aus musikalischen Formelementen mit afrikanischer, karibischer, europäischer (und in Spurenelementen auch autochthon amerikanischer) Signatur wohl kaum die Grenzen seines ethnisch und sozial eng umrissenen Umfelds in bestimmten Teilen der US-amerikanischen Südstaaten sprengen können, sondern wäre bestenfalls als eine von vielen regionalen Stilistiken der Musik dieser Welt überliefert worden. Wenn überhaupt. Umgekehrt profitiert der Rundfunk noch heute von all den aufregend neuen Musikformen, die sich unter dem maßgeblichen Einfluss der Jazz herausdifferenzierten, Jazz in seinen verschiedenen Stilistiken, Blues und R&B, Rock und Pop, Soul und HipHop, die für die kurzfrequenten Aufmerksamkeitsspannen, die das breite Publikum medial vermittelter Musik gegenüber aufzubringen vermag, wesentlich besser geeignet scheinen, als es beispielsweise die langen Spannungsbögen im Geist der klassischen, europäischen Kunstmusik gewesen wären. Zugleich trug der stilistisch hybride Jazz schon von Anfang an den Keim zu seiner Globalisierung in sich, zu einer Grenzenlosigkeit, wofür wiederum der Rundfunk ein paradigmatisches Vertriebsmittel ist.