Künstlerische Positionen in Auseinandersetzung mit der Geschichte zur Arbeitswelt von Frauen, Rollenzuschreibungen, sozialen Errungenschaften und Kontroversen – im Fokus: Frauenarbeit, Textilkunst, Herstory, Artistic Research.
Ebensee am Traunsee ist ein Ort mit textiler DNA. Eine Soda-, Uhren-, und Textilfabrik, sowie die Sudpfannen der Salinen prägten die Arbeiter*innen-Identitäten und verbanden sie durch internationale Handelskontakte mit Europa und der Welt. Knotenpunkt des Projekts „Einen Faden ziehen – Drawing a Thread“ ist die ehemalige Weberei und Spinnerei Ebensee, deren Einflüsse bis in die Gegenwart spürbar sind. Die Fabrik selbst war nicht nur Ort des Arbeitens, sondern des gemeinschaftlichen Lebens. In ihr und um sie befand sich ein sozialer Mikrokosmos, in dem zu Blütezeiten des Betriebs sozusagen eine ganze Ortschaft lebte, begleitet durch lebensnotwenige und gemeinwohlorientierte Sozialeinrichtungen wie Kinderkrippen, Krabbelstuben, Konsumvereine, ja sogar Kleinst-Landwirtschaften zur Selbstversorgung. Frauen stellten einen Großteil der Beschäftigten im Betrieb dar und hatten die Möglichkeit durch angebundene Kinderbetreuung ein eigenes Einkommen zu verdienen. Trotz aller sozialer Innovationen waren Arbeit und Leben hart, die Hierarchien klar verteilt: Männer* als Vorarbeiter, Frauen* als Textilarbeiterinnen. Während des zweiten Weltkriegs wurden zudem auch Zwangsarbeiter in der Produktion eingesetzt.
1992 wurde die Fabrik endgültig geschlossen. Viele Geschichten und Mythen ranken sich um den Betrieb. Diese Geschichten und mannigfaltigen Widersprüche und Verstrickungen werden von internationalen und regionalen Künstler*innen, teils gemeinsam mit der Modeschule Ebensee und der Bevölkerung an die Oberfläche gebracht, neu vernetzt und präsentiert.
Das Projekt gipfelt in einer Ausstellung im Jahr 2024.