Geburtstagstänze – Die Eröffnung des Bruckner-Jahres 2024
Das Bruckner-Jahr läuten das Bruckner Orchester Linz und sein Chefdirigent Markus Poschner selbstverständlich mit Werken Anton Bruckners ein, erinnern aber zugleich daran, dass die Musikwelt 2024 nicht nur dessen Geburtstag feiert.
Bruckner war über seine Herkunft und sein berufliches Umfeld als Lehrer eng mit der dörflichen Musikpflege seiner Zeit verbunden. Als Bestandteil ländlicher Festivitäten erlebte er sie in der ober-österreichischen Heimat bei Unterhaltungen, Feiern sowie kirchlichen Zeremonien und hörte sie bei seinen späteren Ausflügen aufs Land. Zudem wirkte er im (Kirchen-)Chor mit und verdingte sich in seiner Jugend zur Aufbesserung des kargen Schulgehilfen-solds in Gasthäusern als Tanzbodengeiger. Die Elemente dieser musikalischen Sozialisation bilden sich in stilisierter Form in seinem kompositorischen Schaffen ab. Reflexe heimatlicher Tänze werden dabei besonders in den Scherzi der Sinfonien ohrenfällig. Während das Scherzo der „Annullierten“ mit seinem an Gioachino Rossini gemahnenden Thema gleichsam auf die musikgeschichtliche Tradition zurückblickt, weist dasjenige der ‚Neunten‘ mit seiner kühnen Harmonik und der Mischung aus volksliedartiger Melodik und regelrechter „Maschinenmusik“ weit voraus in die Zukunft.
Diese beiden Sinfoniensätze umrahmen in die Beine fahrende Musik der Jubilare Bedřich Smetana (200. Geburts- und 140. Todestag), Leoš Janáček (170. Geburtstag), Charles Ives (150. Geburts- und 70. Todestag) und Arnold Schönberg (150. Geburtstag), woraus ein furioses Tanzprogramm entsteht, das den Vergleich mit jenem des traditionsreichen Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker nicht zu scheuen braucht.
Besetzung:
Bruckner Orchester Linz
Markus Poschner | Dirigent
Programm:
Anton Bruckner (1824-1896)
„Locus iste“. Graduale C-Dur für gemischten Chor WAB 23 (1869)
Anton Bruckner (1824–1896)
Scherzo der Sinfonie („Annullierte“) d-moll, WAB 100 (1869)
Bedřich Smetana (1824–1884)
Prager Karneval. Introduktion und Polonaise, JB 1:126 (1882–83)
Drei Tänze aus der Oper Die verkaufte Braut, JB 1:100 (1863–66, rev. 1868–70)
– Pause –
Leoš Janáček (1854–1928)
Lachische Tänze (1889–90, rev. 1924)
Charles Ives (1874–1954)
Four Ragtime Dances (1902–21)
Arnold Schönberg (1874–1951)
Tanz der Schlächter aus der Oper Moses und Aron (1930–32)
Anton Bruckner
Scherzo der Sinfonie Nr. 9 d-moll, WAB 109 (1887–94)